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Auf Tour mit Oriol (Tag 1)

Putre, Chile


Um 9:30 holt uns unser Guide für die nächsten zwei Tage ab: Horiols Aqueveque Hoffens, Aricaner mit deutschstämmigen Vorfahren, der hocherfreut ist, als er realisiert, daß er die Tour nicht in Englisch halten muß, sondern Spanisch reden kann. Und wirklich: wir beide sind die einzigen Gäste, so daß wir auf eine individuelle Reise hoffen können.

Zunächst fahren wir ins Azapa-Tal, eine durch Bewässerungskanäle grüne Oase inmitten der Arica umgebenden Wüstenlandschaft, in der Obst und Gemüse angebaut werden - und Oliven. Horiols will uns Olivenölherstellung zeigen in einer Farm, die von einem Freund betrieben wird; da aber die Fabrikation heute zu ist, bleibt es bei einem Spaziergang durch duftende Olivernhaine.

Wieder unterwegs kommen wir an einem Schild vorbei, das den Weg zu einem cerro sagrado weist, und auf unsere Bitte fahren wir hin - so sehen wir doch noch geoglifos (die des valle de lluta?): in der Tat kaum zu übersehende Markierungen, die einstige Kulturen auf den kahlen Hügeln der Atacama in Stein gelegt haben. Wir genießen den Blick, bis ein Bus voller Österreicher ankommt... (Wir sinnieren mit Horiols über die Dialekte des Deutschen und Spanischen und lernen Kurioses, z.B., daß in den Bergen "tante", nach dem deutschen Wort, soviel wie "Brot" heißt...)

Eigentliche Hauptattraktion im Tal ist San Miguel de Azapa mit einem kleinen, aber sehr feinen, von der lokalen Uni eingerichteten Museum zur pre-spanischen Geschichte um Arica und im Norden Chiles. Bemerkenswert die gute Beschreibung der Exponate in einem auszuleihenden Begleitbuch. Abgerundet wird das Museum durch eine kleine Dokumentation zum heutigen Leben der indígeno-Kulturen und einen kleinen Garten mit petroglifos.

Nach dem Museumsbesuch queren wir aus dem Tal nach Poconchile, wo wir die Kirche aus Kolonialzeit besichtigen. Horiols kauft uns derweil je eine 2l-Flasche-Wasser (und das, obwohl wir selbst schon vorgesorgt hatten). Jetzt beginnt unsere Fahrt auf der Hauptstraße Arica-Lima, hinauf in Richtung Parque Lauca. Die Straße scheint kaum von Privatfahrzeugen befahren, nur ab und an einem Reisebus, und vielen vielen chilenischen und bolivianischen Trucks: viel Säure wird da transportiert, weil in der Mineralienförderung benötigt (und evtl. zu weniger legalen Tätigkeiten).

Zwischen 2500 und 2800 Höhenmetern wachsen hier bemerkenswerte Kakteen: der cacto candelabro zeichnet sich durch seine bizarren "Arme", die in den Himmel ragen, aus. Wir laufen ein wenig um ein paar Exemplare herum, was echtes Wüsten-Feeling aufkommen läßt, obwohl wir nicht weit von der Straße weg sind. Kurz darauf passieren wie die "zona magnética", mit Demonstration von Horiols, der auf einem scheinbar abschüssigen Stück der Straße den Wagen abstellt und uns vorführt, wie dieser dann "den Berg hoch" rollt. Humorvolle Ordnungshüter haben sogar ein behördliches Schild mit einer Warnung vor diesem "geomagnetischen Effekt" aufgestellt...

Auch einen kurzen Besuch im Pukara de Copaquilla schließen wir an. Hoch über einem Canyon (Horiols probiert das Echo aus) thronen hier ein paar Mauern aus Inka-Zeit, war doch ein großes Verdienst der Inka, neben ihrem ausgedehnten Wegenetz auch ein dichtes Netz an Versorgungsstationen (sozusagen "Raststätten") aufzubauen.

Die Mittagspause verlegen wir in einen Truckstop auf halber Strecke zwischen Arica und der Grenze nach Bolivien: einfach, extrem günstig (obwohl Horiols bezahlt und wir deshalb nicht wissen, was es wirklich kostet), aber schmackhaft und sättigend. Essen, wie es echte Fernfahrer brauchen, die hier auch Übernachten, wenn sie es nicht mehr untertags bis zur Grenze schaffen.

Danach steht wieder ein Spaziergang auf dem Programm: etwa eine Stunde lang laufen wir auf einem alten Inka-Weg bis nach Socoroma. Wir genießen die Zeit, machen Photos von blühenden Kakteen, und fühlen uns auf historischem Pflaster. Nahe Socoroma ändert sich die Landschaft: Terrassierungen und Bewässerung aus der Inka-Zeit ermöglichen Kräuteranbau (merkwürdigerweise vor allem Oregano) und lassen die Gegend aussehen, wie man es in der Werbung für bolivianischen Hochlandkaffee sieht. Ein Einheimischer kommt uns auf seinem Maultier entgegen und läßt sich photographieren.

Socoroma selbst ist ruhig und pictoresque, Horiols sitzt schon gemütlich auf dem Kirchplatz und hält ein Schwätzchen, während wir den Blick über einen Canyon und in die Berge schweifen lassen. Die Kirche ist zu, also beschauen wir sie nur von außen, bevor es mit dem Jeep weitergeht.

Im letzten Sonnenlicht erreichen wir Putre: größer als gedacht (weil auch eine Militärbasis dort ist), hat es doch das Gemütliche eines alten Bergdorfes. Wir ruhen uns erstmal in unserer Bleibe für die Nacht aus, dem B&B Casa Barbarita, das von einer hier vor 17 Jahren hängengebliebenen Nordamerikanerin, die aus ihrer Liebe zur Natur einen Beruf gemacht hat, geführt wird. Das Haus ist urig, hat zwei Zimmer - eines für uns, eines für Horiols - und einen Gasofen: es ist kalt hier oben auf über 3500msnm.

Hauptthema unter den Dorfbewohnern als wir ankommen: das Puma. Das Tier treibt wohl schon ein paar Nächte hier sein Unwesen, soll angeblich Junge haben, denen es nun das Töten beibringt. 19 Tiere starben so, ein schwerer Schlag für die hiesigen Bauern. Eine bemerkenswerte Stimmung für uns: angekommen in den Bergen, im Dunkeln des nur spärlich beleuchteten Dorfes, die Hunde nervös, weil irgendwo in der Nähe ein Puma herumschweift...

Im Dorf entdecken wir sogar einen "Tante-Emma-Laden", der noch auf hat, und in dem wir allerlei Strickwaren aus Alpaca-Wolle entdecken. Erstaunt erfahren wir den Preis: $1500 für eine Mütze, $5000 bis $6000 für einen Pulli! Wir geraten in Kaufrausch und kaufen ein - für uns, als Mitbringsel... Die Verkäuferin schenkt uns sogar noch zwei kleine Keramikfigürchen als Dankeschön.

Um 20:00 ist Abendessen angesetzt: im einzigen Restaurant des Ortes, das diesen Namen verdient. Zwar voller Touristen und ihren Tourguides, ist es trotzdem urgemütlich; hübsch eingerichtet von einem Kunststudenten aus Arica, der nebenbei heute auch noch kellnert. Wir sitzen mit Barbara und Horiols an einem Tisch, unterhalten uns in einer Mischung aus Englisch und Spanisch über Pumas und Tourismus seit den 1970ern (als es in Putre Strom nur bis 21 Uhr vom Dieselgenerator gab). Das Essen: Alpaca. Laut Horiols ist hier der beste Platz der weiteren Umgebung, um Alpaca zu essen, aber wir finden es zwar lecker aber etwas zäh. Dazu gibt es Quinoa, ein traditionelles proteinreiches Korn der alten Hochlandkulturen, statt Reis - auch sehr schmackhaft und weniger füllend. Vorweg ein "Té de té" als Aperetiv, zum Abschluß ein mate de coca, so verabschieden wir uns schließlich satt und zufrieden ins Bett. Horiols geht noch einen Trinken mit seinen Freunden, und da wir nur einen Schlüssel zum B&B haben, lassen wir den für ihn einfach in der Tür außen stecken. Die Beschaulichkeit eines kleinen Dorfes!

permalink written by  gattidimonaco on September 21, 2006 from Putre, Chile
from the travel blog: Los Andes 2006
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