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Auf Tour mit Oriol (Tag 2)

Chungara, Chile


Am Morgen ist es sonnig, aber kalt. Erste gute Tat von Horiols heute: den Gasofen anzuwerfen! Wir wollten zwar um 8:00 frühstücken, aber der einzige, der um die Zeit schon richtig wach ist, ist Gumesinth(?), genannt "Gumme", ein indígeno, den wir gestern abend kennengelernt haben. Wir hatten ihm versprochen, ihn als Anhalter zur Grenze mitzunehmen, unter Umwerfung des geplanten Tourablaufs für heute.

Gumme ist gestern die weite Strecke nach Putre gelaufen, wie er es einmal alle ein, zwei Monate macht, um von seiner Farm nach Arica zu kommen, wo er Waren verkauft und tauscht. Was für ein Leben! Er ist sicher härtere Kälte gewohnt, aber auch er wärmt sich Hände und Füße an unserem bullernden Ofen. Dabei fragt er ganz lieb-naive Fragen über Deutschland (ob es dort nur Industrie gäbe, oder auch Landwirtschaft), wobei ihm ein Land, das weiter weg liegt als die entfernten Regionen Chiles, schon sehr abstrakt zu sein scheint. Schließlich erzählt er von seinem Traum, einer wirren Geschichte eines Konfliktes mit seinem bösen Nachbarn, den er im Sinne des Bibelspruchs "an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" deutet. Als er aus der Heiligen Schrift zitiert, nimmt er zum ersten Mal seine Wollmütze ab, faltet die Hände und schaut uns mit riesengroßen Augen an...

Nach einem Frühstück zu viert brechen wir auf. Auf unseren Wunsch fahren wir erstmal zu den Stallungen am Rande von Purte, denn wir wollen die Puma-Fährte sehen, von der Horiols uns gestern abend berichtete. Die finden wir nicht mehr, aber wir sehen einige Tierkadaver, und Bauern, die diese jetzt verbrennen, und die gerade mit Vertretern des Nationalparks das weitere Vorgehen diskutieren (Puma töten oder fangen). Gumme zeigt seine herausragende Eigenschaft: mit jedem jederzeit gleich ein Schwätzchen anzufangen.

In rascher Fahrt fahren wir dann ohne Unterbrechung bis zum Lago Chungara, vorbei an Guanacos und Vicuñas, die wunderschön im Seitenlicht an der Straße stehen. Leider ohne Photostop, denn Horiols und Gumme wollen uns (und sich) rechtzeitig zu einer feria an der Grenze bringen, wo Chilenen und Bolivianer Waren tauschen (und die beiden mindestens ein paar Coca-Blätter umsetzen wollen, wie uns scheint - Gumme jedenfalls hat einen kleinen Rucksack aus einem Versteck unter einem Stein an irgendeiner Weggabelung geholt, und Horiols knabbert ohnehin ständig neben dem Fahren Blätter, wie er es auch neben dem computador zu tun pflegt).

Zur feria kommen wir allerdings zu spät - um 11:30 ist schon alles vorbei, so daß wir umsonst durch den chilenischen Grenzposten sind (wo Horiols alles so gemauschelt hat, daß wir unsere Pässe nicht zeigen müssen). Immerhin steht jetzt die gemütliche Rückfahrt an: am Lago Chungara (und später den nahen Lagunas de Cotacotani) machen wir mehrere Photohalte, bis wir schließlich zu einem kleinen Spaziergang am Seeufer aus dem Auto klettern. Die Bilderbuch-Spiegelung der schneebedeckten Vulkane im Wasser sehen wir zwar aufgrund zuviel Windes nicht 100%ig gut, aber wunderschön liegt der See dennoch da.

Nach ein paar Photos von See und Llamas finden wir Horiols und Gumme wieder ein Schwätzchen haltend bei einem Verkaufsstand von Alpaca-Waren; wir kaufen allerdings dann beim Nachbarn ein, was vielleicht Horiols etwas verstimmt...

Recht ruhig und zügig bringen die beiden uns nach Parinacota, wo wir eigentlich eine kleine Kirche mit reichem Silberschmuck besichtigen wollen. Die ist allerdings zu, und der Schlüssel wäre in der Obhut einer Familie, die gerade kurzfristig für ein paar Tage weggefahren ist.

Gumme verabschiedet sich in Parinacota, dafür nehmen wir eine Mutter mit Kind mit, in eine nahe Mini-Siedlung, wo wir Mittagessen bekommen. Horiols ist stolz auf diese Art der Verpflegung, weil er so die alteingesessenen Familien, denen immerhin 85% des Naturschutzparklandes gehört, ihren Anteil am Tourismus zukommen läßt. Uns bekommt das Essen weniger gut: Magenkrämpfe und der Zwangsbesuch auf einem weniger als primitiven Klo (ohne Klopapier und ganz ohne fließend Wasser) schließen sich an.

Noch mit der Verdauung kämpfend erreichen wir Las Cuevas (auf 4300msnm), wo es Vizcachas, ulkige Tierchen, die wie eine Mischung aus Eichhörnchen, Katze und Beuteltier anmuten, zu sehen gibt. Etwas geschwächt spazieren wir ein wenig, schauen den Tieren beim Sich-Räkeln und Putzen zu.

Letzter Stop auf unserer Zweitagestour sind dann nochmal Thermalquellen: die baños termales Jurasi ein paar Kilometer außerhalb Putre. Wir wollen erst gar nicht Baden, lassen uns dann doch überreden, und genießen die wohltuende Wirkung eines heißen Bades (und sogar eines allerdings wenig spektakulären Fango-Bades). Horiols tut es uns gleich und belegt einen der swimming pools mit dem Badaufseher, der sowieso mangels Besuchern nichts zu tun hat. Außerdem ist eh bald Wochenende, und nach unserem Bad wird das aus der Quelle aufgestaute Wasser abgelassen.

Die weitere Rückfahrt vergeht schnell und ruhig: im Sonnenuntergang verlassen wir das Bergland, kommen wieder an den Kakteen und schließlich Poconchile vorbei, fahren jetzt auf direktem Weg entlang der Hauptstraße bis nach Arica, das uns als Lichtermeer in der Dunkelheit begrüßt. Am Hotel geht ein erlebnisreicher Ausflug zuende.

permalink written by  gattidimonaco on September 22, 2006 from Chungara, Chile
from the travel blog: Los Andes 2006
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