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Nationalpark Torres del Paine

Puerto Natales, Chile


Puerto Natales, 16. Dezember, 21:00 Uhr - In Puerto Natales dreht sich alles um den nahegelegenen Nationalpark, der mit seiner atemberaubenden Naturschoenheit jaehrlich 90.000 Besucher beglueckt. Und ich fange am besten gar nicht erst an, mir irgendwelche schnoeden Superlative auszudenken, die der Sache verbal gar nicht gerecht werden koennen. Bin sprachlos und sehr gluecklich, dort gewesen zu sein! Und waere ich nicht selbst dagewesen, wuerde ich den Fotos vermutlich gar nicht glauben koennen, das es dort soooo bezaubernd aussieht. Das gesamte Gebiet ist eine Oase der Ruhe und Unberuehrtheit, ein aussergewoehnliches Berg- und Kuestenpanorama, in dem Sonne, Regen und Wolken ein stetes Wechselspiel treiben. Wenn ich pensioniert und auf dem Hoch der ueblicherweise im Alter zu erwartenden Wanderlust bin, komme ich ohne Schnupfennase nochmal hierher und mache diese mehrtaegigen Hikes ;-)

Der Donnerstag ging neben einem ausgedehnten Spaziergang durch Puerto Natales komplett fuer Inforecherche und Vorbereitungen fuer den Aufenthalt im Nationalpark drauf. Zeit genug, um die schoene Atmosphaere des Ortes zwischen patagonischen Anden am Seno Ultima Esperanza (Fjord der letzten Hoffnung), der am Fusse des schneebedeckten Balmaceda endet und dessen Gletscherzunge bei klarem Wetter bereits vom Ort aus zu erkennen ist, auf sich wirken zu lassen. Hier liegen nicht nur unzaehlige Fischerboote im Wasser, sondern auch die Navimag, grosse Kreuzfahrtschiffe und die Frachter aus und nach Feuerland und nach Norden. Touristisch zwar, aber nicht unangenehm. So ganz ohne geht es eben nicht so gut, wie wir juengst gelernt haben ;-)

Am Freitagmorgen ging es dann los mit Mietwagen (Toyota Yaris), den Kofferraum vollgepackt mit Wasser, Futter und geliehener Campingausruestung nach Nordosten Richtung Nationalpark Torres del Paine. Mit einer Gesamtausdehnung von ueber 240.000 Hektar ist der Park seit 1978 Biosphaerenreservat der UNESCO. Eingepraegt im Bewusstsein einer breiten Weltoeffentlichkeit hat sich das Bild der steil aufragenden gezackten Bergspitzen: Los Torres del Paine. Die Felsformationen aus Granit entstanden vor 12 Mio. Jahren, als sich das abgelagerte Sedimentgestein mit Magma ueberzog und anschließend erkaltete. Aufgrund des auftretenden Drucks kam es zu gewaltigen Verschiebungen und Verformungen. Waehrend der anschließenden Eiszeiten bedeckten Gletscher den groessten Teil der heutigen Landmasse. Als sie zurueckwichen, hinterließen sie den glattgeschmiergelten grauen Granit mit den schwarzen Spitzen, bestehend aus den einstigen Sedimenten. Die Flora des Parks besteht je nach Hoehenlage aus unterschiedlichen Vegetationsformen. Weitverbreitet ist der Magellanwald mit seinen immergruenen coigues und lengas. Zur Fauna gehoeren i.e.L. eine grosse Population Guanakos, Fuechse, Wildkatzen und vereinzelt Pumas sowie eine reichhaltige Vogelwelt: Kondor, Adler, Nandu, Magellanspecht, Wildente, Weishalsibis und Schwarzhalsschwan. Einen Puma sehen waere ja mal ein besonderes Highlight, aber da mache ich mir lieber erst gar keine Hoffnung, denn ich habe nicht vor, mich als Busch verkleidet irgendwo 24 Stunden bewegungslos zu drappieren, um die Chance auf eine Puma-Begegnung zu haben. Sehr scheue Tiere sind das. Und ist ja auch schoen, wenn man weiss, dass sie da sind und hinterm naechsten Huegel sitzen koennten.

Die ersten Guanakos und Nandus sind uns schon ausserhalb des Parks bei einem Abstecher entlang des Suedufers des Lago Sarmiento zum Mirador del Paine begegnet. Und ein Kondor kreiste dicht ueber uns. Beeindruckend grosser Vogel, das muss man echt sagen! Dort ergab sich auch der erste Ausblick auf das zentral im Park gelegene Gebirgsmassiv mit den Torres. Wow, wie gemalt und viel zu schoen, um wahr zu sein. Auch die Laguna Verde wirkt eher wie eine Filmkulisse, mit dem grasgruenen Wasser und den friedlich am Rand weidenden Pferden, Kuehen und Guanakos. An der Guarderie Laguna Azul haben wir dann die NP-Gebuehr in Hoehe von 15.000 chilenischer Pesos (ca. 20 Euro) geloehnt und die Fahrt dann gen Westen zur Laguna Amarga vorbei an den Wasserfaellen des Rio Paine fortgesetzt, bei traumhaft sonnigem Wetter und gewohnt starkem Patagonien-Wind. Bis zu 120 km/h Stunde sind hier keine Seltenheit, aber davon war es weit entfernt. Alle paar Kilometer war natuerlich Fotostopp, einmal Kneifen und tief Durchatmen angesagt. Einen laengeren Stop legten wir dann bei der Hosteria Las Torres, nahe an der Basis der Torres del Paine ein, um die gigantische Felsformation hinreichend bewundern zu koennen, was zu essen und uns von der Ruckelfahrt auf der steinigen Strecke zu erholen. Nachdem ich mein uebriges Brot an ein paar drollige Piepmaetze verfuettert und die grasenden Pferde vor dem Bergpanorama ausreichend gewuerdigt hatte, ging es weiter in westlicher Richtung zum Lago Nordenskjöld. Nein, ich will jetzt nicht jeden See, Berg und Wasserfall aufzaehlen, den ich auf der Rundfahrt gesehen habe, aber ein paar markante Ecken müssen es schon sein ;-) Zum Beispiel der Lago Pehoe, so ziemlich im Zentrum des Parks gelegen, an dem wir unser Campinglager fuer die beiden Nächte aufgeschlagen haben. Blows your mind away! Schöner kann gar nicht. Ich haette gerne ein Haus direkt da an diesem See oder vielleicht doch gleich mehrere und den ganzen Park dazu. Aber zweimal da Zelten war auch schon sehr nice. Vorm Schlafengehen noch lecker Instantnudeln aus der transportfreundlichen Tuete und einen Rotwein aus dem wiederverschließbaren Tetrapak (El Gato - Vino Tinto, lecker), der sich nicht bei Zimmertemperatur genießen ließ, aber egal. Perfekter Tag! Etwas Sorgen machte lediglich der Wagen, der auspuffseitig seltsame Geraeusche von sich gab (sind ja auch auf der Fahrt auf der Schotterstrasse ca. 2 Millionen Steine drankgeknallt) und auf einem Reifen (gluecklicherweise hinten und nicht an der Antriebsachse) die ganze Luft verlor. Jo, fuer 20.000 Pesos mehr am Tag haette man auch einen Offroader haben koennen, aber man versicherte mir, dass es ein Pkw auch tun wuerde, hmmm. Wenigstens war ein intaktes Ersatzrad vorhanden zum Wechseln. Wird schon halten die Karre, erstmal in den Schlafsack verpacken und schlummern.

Die dicken Regenwolken des nächsten Morgens haben der Traumszenerie zwar die Farbigkeit geraubt, aber nicht die eindrucksvolle Wirkung. Eine düstere Wetterlage passt hier sogar sehr gut, dess sie betont irgendwie die formgebende Macht der Naturgewalten. Vorteil der Bewoelkung am Samstag war, dass es nur sehr wenig Wind gab. Auch mal sehr angenehm, wenn man mal kein Sandpeeling im Gesicht bekommt und die Nase nicht abfriert. Tagesziel war der Lago Grey im Westen des Parks. Das Wasser des Sees sieht - passend zu den umliegenden Bergen - tatsaechlich Grau aus. Nicht jedoch das Eis des gleichnamigen Gletschers, das schon von weitem in zarten hellblauen Bruchstuecken erstrahlt. Für 60 US-Dollar haette man eine 3stündige Bootsfahrt zur Gletscherzunge machen können, wenn man rechtzeitig dagewesen waere und die Reisekasse noch strapazierbar gewesen waere. Macht nix, wenn man ein Auto mietet, muss man es ja nicht ungenutzt rumstehen lassen und auch noch eine teure Bootsfahrt draufpacken und das himmelblaue Eis haben wir bei einem Spaziergang aus der Naehe und die Gletscherzunge aus der Ferne gesehen. Unsere Fahrt haben wir dann spaeter nach Süden fortgesetzt und bei Rio Serrano noch ein Highlight erlebt: Der Ausblick von oben ins suedliche Tal. Wow! Die grosse Weite des Panoramas mit monstroesen, auf den Bergen ruhenden Wolken, die nur einzelne Lichtbuendel durchlassen( tolles Lichtspiel und schaurig duestere Stimmung) und dennoch fast freie Sicht auf die beiden Gletscher Serrano und Balmaceda links und irgendeinen anderen Gletscher rechts. Großartig! Wenn es nicht so kalt gewesen wäre da oben, würde ich vielleicht immer noch da sitzen und glotzen ;-) Auf dem Rückweg zum Camp haben wir dem Besucherzentrum noch einen Besuch abgestattet. Gut gemachte Ausstellung ueber Geologie, Flora und Fauna des Parks. Lohnt sich. Sehr schön anzusehen waren die Spiegelungen in den Seen an diesem fast gänzlich windstillen Abend, wie gemalt.

Am Sonntagmorgen war ich ziemlich erschöpft und kam erstmal nur mit dem Kopf aus dem Zelt zum frische Luft schnappen. Die Campingnachbars waren wohl alle schon on tour, aber ich habe mir zur Abwechslung mal etwas länger Zeit gelassen, meinen restlichen Körper zu wecken und aus dem warmen Schlafsack zu entpacken. Der niedliche Huemul-Hirsch, der dann so ganz langsam und vorsichtig direkt vor mir vorbeigeschlichen kam, hat sich von dem Zelt mit Kopf gar nicht bedroht gefuehlt ... und ich war dann doch gleich hellwach, als ich ihn erblickt habe. Schönes Tier, viel kleiner als die Hirsche bei uns, aber vermutlich noch scheuer, denn die wenigsten Parkbesucher kriegen einen zu Gesicht, hat man mir gesagt. Hihi, länger liegen bleiben kann auch mal Vorteile haben :-) Heutiges Tagesprogramm war die Überquerung des Lago Pehoe mit dem Katamaran (11:30 Uhr) und eine Wanderung ins French Valley / Valle de Frances. Als wir alles zusammengepackt hatten und losfahren wollten, war dann nix mit Motorstart. Die Autobatterie hatte uns im Stich gelassen. Auch das noch, das Boot wartet natuerlich nicht, bis wir jemanden gefunden haben, der uns aus der Patsche hilft. Und was heisst eigentlich Überbrückungskabel auf Spanisch?! Ein Campingplatzmitarbeiter hat uns dann geholfen und den Wagen überbrückt mit einem Kabel, das er von seinem Großvater geerbt haben muss, aber beim dritten Versuch hat es tatsächlich geklappt. Das Tagesprogramm war aber leider futsch, ein späteres Schiff, dass in die Zeitplanung gepasst hätte, gab es nicht, um an den Startpunkt des Walks zu kommen. Dann halt nicht ins French Valley, grummel. Man kann sich dafür auf dem Rückweg nach Puerto Natales ja auch gerne mal die weltberühmte "Höhle des Milodon" ansehen. Auf dem Weg dahin sind wir zum südöstlichen Ausgang des Parks am Lago del Toro entlang ... superschön, fast schon Postkartenkitsch :-)

Die Cueva del Milodon (Höhle des Riesenfaultiers) war vor allem eins: riesig groß! Der deutsche Abenteurer und Siedler Hermann Eberhard fand dort 1895 ein Milodon-Skelett mit Fellresten, alles so gut erhalten, dass man zunächst davon ausging, dass es aus der Zeit _nach_ der Eiszeit stammen muss. Die Entdeckung war jedenfalls eine große Sensation in der Wissenschaft. Das Skelett ist aber nicht mehr hier am Fundort, sondern in einem Museum in Europa. Ok, war aber insgesamt nicht sonderlich spannend: Man läuft da kurz hin, staunt, dreht eine Runde in der Höhle, schaut sich die kurze Ausstellung im Visitor Centre an, wo man dann auch bitte noch rund 5 Euro bezahlen darf (die Reihenfolge ist beliebig) und das war es auch schon. Hätte man nicht unbedingt haben müssen, aber wie gesagt: sehr grosse Höhle, passen viele Riesenfaultiere rein und ein kleiner zeitgenössischer Zoo noch dazu. Die schöne Aussicht von der Anhöhe hat den Zwischenstop auf jeden Fall gelohnt.

Und schon waren sie auch wieder vorbei, die drei Tage im highly recommended by schmusemeier.de NP Torres del Paine. Ging wie im Flug, viel zu wenig gelaufen und/oder geritten und/oder Kajak gefahren, aber dafür fast alles gesehen und den Schnupfen losgeworden. Bei der Rückgabe des Wagens ging auch alles glatt. Sie hatten nix zu motzen. Si, si. Ersatzrad gewechselt, no problema. Das mit dem Auspuff hab ich mal nicht erwähnt. Was weíss ich, was "Auspuff" und "komische Geräusche" auf Spanisch heisst und Lust auf pantomimische Spielchen hatte ich auch gerade keine. Sind bestimmt versichert oder kleben einfach Gaffaband drüber. Also todo bien, bitte noch meinen Kreditkartenblankoauszug mir zurückgeben. Si, gracias und adios. Schlechtes Gewissen ausschalten, keine Zeit für sowas und noch schnell die Bustickets für die Weiterreise nach Punta Arenas klargemacht ;-)

Einen "Abklatsch der Wirklichkeit" findet ihr in der Bildergalerie "Nationalpark Torres del Paine" (245): http://schmusemeier.de/fotos/suedamerika/np_torresdelpaine/bildergalerie.html




permalink written by  schmusemeier on December 16, 2007 from Puerto Natales, Chile
from the travel blog: Chile und Argentinien 2007
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