Mein Tag begann mit meinem letzten Schultag, den wir wie schon die Woche davor mit einem kleinen Dinner ausklingen ließen. Meine Fahrt zum Busterminal im Anschluss war erstmal ernüchternd, weil ich nicht wie gedacht sonntags von Valpo direkt weiter nach Pichilemu fahren konnte. Naja zurück im Hostel war das angekündigte Barbecue auch schon im Gange. Es haben sich dann so ca. 40-50 Leute auf der Straße vorm Hostel versammelt und auf den Abend eingestimmt. Dazu kamen dann auch noch meine Mitbewohner aus Santiago + franzöischem Anhang. Was folgte war ganz einfach eine tolle lange Nacht mit unglaublich vielen Menschen, Musik, Feuerwerk usw. nur eben in Ausmaßen die ich bisher nicht erlebt habe. Man konnte das Gefühl haben ganz Chile hat sich in Valpo versammelt.
Wünsche allen Lesern hiermit nochmal ein frohes Neues Jahr und hoffe das alle gut in 2011 gestartet sind.
BGChristoph
Heute war dann zum dritten und letzten Mal Santiago angesagt. Geplant war eigentlich lediglich Ankommen am Busterminal und direkt weiter zum Flughafen um dann dort die Zeit bis zum Abflug verbringen. Doch weit gefehlt...Der Ticketschalter für die Tickets zum Flughafen war gerade nicht besetzt und deshalb wartete ich daneben in der Hoffnung das sich das in einigen Minuten ändern würde. Dabei habe ich für ganz kurze Zeit meinen kleinen Rucksack direkt neben mir abgestellt. Ich habe nur ein "huschen" neben mir bemerkt, das war der zahnlose Typ der mir eben noch breit grinsend gesagt hat, das der Schalter gleich wieder aufmacht.Zum Glück hat mich dann jemand vor mir darauf aufmerksam gemacht, dass genau dieser Typ gerade mit meinem Rucksack abmarschiert...Habe ihn dann zwischen den Menschen noch sehen können und bin mitsamt 20 Kilo Rucksack hinterher gesprintet. Offenbar war ich gar nicht so langsam denn ich kam ziemlich nah an ihn heran. Habe ihm dann noch um etwas Aufmerksamkeit zu erregen sowas wie "Ey du Wic..." nachgerufen. Das hat er offenbar verstanden und es mit der Angst zu tun bekommen. 2 Sekunden später hat er sich nämlich dazu entschlossen die Flucht ohne meinen Rucksack fortzusetzen. Puh damit hatte ich echt nochmal Glück gehabt das ich einen langsamen Dieb (Zitat eines compadres: chileans son ladrons, todos!) erwischt hatte...Für mich war die Sache dann eigentlich erledigt. Aber dummerweise, eigentlich für uns beide, hat sich der Depp (anders kann ich ihn leider nicht bezeichnen) dann auch noch von der Polizei schnappen lassen. Somit wurde ich dann von 5 chilenischen Polizisten, alle in zivil (!) angebettelt, dass ich doch bitte mitkommen solle um eine Anzeige zu machen. Sie müssten ihn sonst wieder laufen lassen...Bin dann also in einem ziemlich vollen Streifenwagen, der Dieb durfte im Kofferraum Platz nehmen, mit zur Polizei gefahren und habe meine erste Anzeige auf spanisch erstattet. Somit endet auch diese Geschichte und auch wenn ich wenig Mitleid habe frage ich mich trotzdem, ob ich mir jetzt dafür auf die Schultern klopfen sollte einen Kleinkriminellen wahrscheinlich ins Gefängnis gebracht zu haben oder mir für meine Unachtsamkeit eine scheuern könnte?!Nun wird es langsam hell, meine Kollegen beginnen schon wieder zu arbeiten und ich werde mal versuchen zu schlafen.
Ich habe es Samstag Nacht dann doch noch trotz Straßenblockaden und Generalstreik aus dem Nationalpark nach Puerto Natales geschafft. Hier steht bereits seit Mitte vergangenen Woche alles still, da man gegen die Abschaffung der staatlichen Gassubventionen für die Region Magallanes protestiert. Das bedeutet für die Menschen hier (in der kältesten Region Chiles) eine Gaspreiserhöhung von ca. 20 % auf einen Schlag. Zudem sind während den Protestaktionen 2 Menschen gestorben, als ein LKW versucht hat eine Straßensperre zu durchbrechen. Das hat die ganze Situation zwar etwas aufgeheizt trotzdem ist hier nach meinem Eindruck alles völlig friedlich und ungefährlich.Am Samstag und gestern sind die Blockaden etwas gelockert worden, so dass Touristen aus dem Nationalpark fahren konnten und Chile Richtung Argentininen verlassen konnten. Trotzdem steht im Raum ob die Proteste in den kommenden Tagen auf weitere Teile Chiles ausgedehnt werden, sollten die laufenden Verhandlungen keine Ergebnisse bringen. Bin auf jeden Fall gespannt wie sich das ganze hier entwickelt, weil es mittlerweile schon Rücktritte einiger Minister gab, von Räumungen durch das Militär die Rede war usw.
Warum bin ich noch hier? Ich will nicht nach Argentinien sondern mit der Navimag Fähre gen Norden nach Puerto Montt. Die Fähre verlässt, wenn alles planmäßig läuft, morgen früh den "Hafen" hier und kommt Freitag nach einer Fahrt mit mehreren Zwischenstopps durch die Fjörde Patagoniens ca. 1000 km weiter nördlich an.
Aber viel interessanter ist eigentlich, was ich die letzte Woche so gemacht habe: Ich war fast eine Woche in einem Park mit lauter Outdoorfreaks unterwegs und habe den Big Circuit im Nationalpark Torres del Paine abgelaufen, zumindest fast. Das bedeutet insgesamt ca. 84 Wanderkilometer mit einer maximalen Höhe von 1240 m in 6 Tagen. Habe dabei so ziemlich jedes Wetter erwischt, von strahlendem Sonnenschein über Wind mit ca. 80 km/h, nächtelangem Regen und Schnee! Ich habe zum Glück direkt am Anfang Gricel und Karl kennengelernt und mit denen die Tour am ersten Tag direkt zu den Torres also einem der Höhepunkte und Namensgebern des Parks begonnen. Karl hat uns dann zwar leider am dritten Tag aus Zeitmangel verlassen und eine kürzere Route eingeschlagen, mit Gricel hab ich es aber bis zum Ende durchgehalten. Ich schreibe deshalb durchgehalten, weil das ganze mit rund 25 kg Gepäck auf dem Rücken so ziemlich das anstrengendste war, was ich bisher so in meinem Leben gemacht habe. Ich möchte nicht mit vielen Einzelheiten eines Wandertrips langweilen und spare mir deshalb lieber von jedem Tag einzeln zu berichten, aber ich kann behaupten, dass der Trip ne echte Heruasforderung war. Es war zusammengefasst echt eine spannende Woche um seine eigenen Grenzen kennen zu lernen und nach jedem Anstieg zumindest mit einem tollen Ausblick belohnt zu werden. Ansonsten lasse ich einfach mal ein paar Fotos sprechen. Wobei ich noch auf ein paar von meinen Gefährten warte...Mach mich gleich auf den Weg zum Check-In aufs Schiff und lasse dann am WE oder nächste Woche wieder von mir hören.
Kontrastprogramm weil: Es war reinstes chillen angesagt, den ganzen Tag nur abhängen, lesen, aufs nächste Essen warten, schlafen, Essen, aufs Wasser starren, Kaffe trinken. Ja das waren so im großen und ganzen die Aktivitäten der letzten Tage. Habe auf dem Schiff oder eher kurz davor noch Petra, Nora und Merike (Deutsche, ja ich weiß die stinken...) kennengelernt welche sich als würdige Gammelkameradinnen herausgestellt haben. Da unsere Reisepläne auch erstmal identisch sind. Wohnen wir gerade zusammen im Hostel Cordillera, dem laut der Besitzerin besten Hostel hier.So wirklich viel kann ich zu der Schiffsfahrt gar nicht schreiben, haben am ersten Tag dank gutem Wetter noch viel von der schönen Küstenlandschaft sehen können und sind ziemlich direkt an einen Gletscher herangefahren dessen Name mir gerade nicht mehr einfällt. Zudem noch am Wrack des Schiffs Capt. Leonidas vorbei gefahren. Das haben ein paar Griechen da angeblich absichtlich auf das Wrack eines englischen Schiffs auflaufen lassen um von den Engländern den Schaden ersetzt zu bekommen. Hat wohl nicht so ganz geklappt, sagt aber viel über die moralische Integrität der Griechen. War in jedem Fall aber ein interessanter Anblick. Angeblich haben ein paar Leute noch Delphine gesehen, da hab ich aber noch in meiner unerwartet bequemen Koje gelegen. Sowieso waren Komfort und Essen gar nicht so übel wie ich das vorher gelesen hab. Es hat lediglich an ein bißchen mehr Unterhaltung gefehlt, vor allem da gerade in den letzten beiden Tagen das diesige Wetter jede Sicht unmöglich gemacht hat. Naja so hab ich aber wenigstens endlich die Neruda Biografie geschafft und kann mich wieder weniger anspruchsvoller Literatur zuwenden. Gibt noch ein paar neue Fotos und dann hau ich ab die Stadt erkunden und die chiloetische Spezialität "curanto" probieren.
Am Wochenende war Prositfest, nächstes WE ist Bierfest und irgendwann ist noch der "Dia del Kuchen". Dazu noch das Panorama mit dem Lago Llanquihue und dem Vulkan Osorno im Hintergrund, wirklich ein sehr schönes Städtchen. Die der Marienkirche im Schwarzwald nachempfundene Kirche tut ihr übriges um Heimatgefühle zu wecken. Und genau deshalb gehts heute auch wieder weiter in eine andere mehr oder weniger deutsche Stadt namens Valdivia. Das bedeutet auch, dass sich meine Wege und die meiner Gefährtinnen hier erstmal trennen, die machen einen kleinen Campingausflug. Und vom Campen hab ich ja erstmal die Nase voll, auch wenn das Wetter hier gerade wirklich spitze ist. Gestern haben wir die 2 wirklich schönen Tage hier dann noch mit einem Rafting Ausflug auf dem Rio Petrohue gekrönt. Hat Spass jemacht würd ich mal sagen.
Die beiden Tage davor auf Chiloe haben wir mit durchwachsenem Wetter auf einer kleinen Tour durch den Nationalpark dort verbracht. Außerdem natürlich noch die Palafitos (Stelzenhäuser) begutachtet für die Chiloe bekannt ist. Zudem durfte ich dann mal wieder ne ordentlich Portion Muscheln verdrücken die zur chilotischen Spezialität "Curanto" gehören. Tja asonsten mss ich sagen wars mir auf Chiloe etwas zu ruhig und ich bin froh dann in 2 Tagen den Trip in Pucon mit etwas mehr Action fortsetzen zu können (Vulkan, Hydrospeeding, Canyoning...).
Bis dahinChristoph
Pucon ist ne Stadt für sich. Ich wohne in einem tollen Hostel "Nativa" direkt gegenüber vom Casino. Die Straßen sind gesäumt von Hostels, Restaurants, Kneipen, Travel Agencies und natürlich jede Menge Touristen. Außerdem habe ich jede Menge Menschen die ich vorher schon an anderen Orten in Chile getroffen habe wieder gesehen. Small World....
Bevor meine Begleitungen von der Navimag am Freitag angekommen sind habe ich am Donnerstag die Umgebung ein bißchen auf dem Fahrrad erkundet. Freitag Nachmittag stand dann Hydrospeeding an. Das ganze ähnelt ein wenig Rafting, nur das man nicht gemeinsam in einem Boot sondern alleine auf einem Board aus Schaumstoff liegt. Und dann von 3 Guides durch die Stromschnellen und Felsen des Rio Trancura gelotst...mein Knie hat zwar ein paar Steine mitgenommen es war aber mal ne echt krasse Erfahrung. (Hier das Video von unserer Gruppe: http://www.youtube.com/watch?v=ByZY6fHOx-U ) Abends war dann noch kochen mit den Mädels angesagt und halbwegs früh ins Bett weil wir am nächsten morgen um kurz vor 7 (!) zum Vulkan aufbrechen wollten. Der Gedanke dabei war eigentlich ein bißchen Schlaf zu bekommen. Leider hat unser israelischer Mitbewohner was dagegen gehabt. Ich habe keine Ahnung welche Probleme ihn dazu gebracht haben aber ich habe einen Menschen noch nie so im Schlaf ausrasten erlebt. Leider hat keiner gefilmt, die Schreie waren echt ein einmaliges Klangerlebnis. Mit wenig Schlaf und ziemlich früh gings dann am nächsten Morgen zum Volcano Villarica, einem der aktivsten Vulkane Südamerikas, letzter Ausbruch 1984. In kompletter Schneemontur und mit Eispickel bewaffnet haben wir ca. 3 1/2 Stunden bis zum Gipfel und Krater gebraucht. Da oben war es sauwindig, die Gase aus dem Krater haben einem teilweise den Atem genommen. Dafür wurde man aber wieder mit einer genialen Aussicht und dem Wissen einen Vulkan bestiegen zu haben belohnt. Das Beste kam aber erst danach. Ich bin normalerweise kein Freund von Bergabstiegen. Hier war das aber gar nicht nötig, man schnallt sich einfach Matten unter seinen Hintern und schlittert den schneebedeckten Hang nach unten, den Eispickel benutzt man dabei als Bremse. Einfach nur total geil!Abends gings dann noch in die heißen Quellen "Los Pozones" zum relaxen. Da es der letzte Abend in Pucon sein sollte waren wir trotz Müdigkeit noch in einem Club dessen Name mir grade nicht mehr einfällt feiern. Dieser Sonntag war dann reiner Gammeltag und ich habe es endlich geschafft Postkarten zu schreiben, mal sehen wer schneller in Deutschland ist, ich oder die Karten.