Sommerliches Wetter, ein Zimmer im Studentenwohnheim und indische Hektik erwarten mich. Hier im Blog werde ich versuchen ein paar Eindrücke von diesem doch so anderen Land zu vermitteln. view all 156 photos for this trip
Los gings in München mit Emirates:
Irgendwann hieß es dann in Chennai: Schlange stehen und Stempel abholen:
Gefolgt von einiger ewigen Suche nach dem Kollegen, der mich abholen sollt. Hinter Ausgang direkt standen nur 3 Leute mit Zettel und keiner mit meinem Namen. Irgendwann wieß mich ein Sicherheitsmann darauf hin, dass der eigentliche "Pick-up point" vorn um die Ecke sei. Um die Ecke rum: Lärmende Menge und 100te Zettel mit Namen. Aber Kollege gefunden, ab ins Taxi:
Das war schon sehr kinoreif. Wo es 3 Spuren gibt werden auch mal schnell 7 aufgemacht und immer schön auf die Hupe. Im Wohnheim angekommen, ein einigermaßen passables Zimmer bezogen :)
Ich werd berichten, wie es sich schläft. Dann Mittagessen: Eimer mit diversen Curry und Reis auf dem Tisch, jeder Student ein Edelstahltablett. Reis drauf, Curry drauf mit der rechten Hand ordentlich durchmengen und essen. Hier hab ich auch gleich gelernt wie man mit der Hand isst ohne sich total zum Affen zu machen. Dann zum Prof. Der mir gleichmal sein altes Fahrrad gegeben (man kommt so einfach besser von A nach B aufn Campus). Mit dem Fahrrad den Orgakram geklärt. Mit reichlich Unterstützung meines Kollegens. Dann wurden noch Passbilder gebraucht. Also auf zum Fotografen. 18:00 Uhr mit dem Fahrrad in die Stadt. Logischerweise ohne Licht ... Alter Schwede :))
Handy zwischendurch auch noch besorgt und überhaupt. Ich bin ganz schön Tod und hau mich erstma hin. Obwohls um mich rundrum noch ganz schön lärmt.
Alles a bissel verwirrend? Ja so hängts gerad in meinem Kopf ;)
Achja und ich war völlig durchgeschwitzt zurück, sind ja immernoch locker feuchte 25°C. So ich habe defintiv die Hälfte vergessen, aber es ist einfach zuviel was da auf einen einprasselt.
Der Campus liegt etwas südlich vom Stadtzentrum und liegt in einem Nationalpark. Das bedeutet, dass es im Vergleich zur Stadt sehr grün, teilweise ruhig und vorallem nicht so hektisch ist. Am IIT studieren 5000 Leute. Dazu kommen dann nochmal ca. 10000 angestellte. Nein, das sind natürlich nicht alles Profs und HiWis. Der Großteil sind Leute der Verwaltung und Leute die in der Mess (Mensa) hier arbeiten. Alle 15000 Leute leben auf dem Campus inkl. Familien. Das bedeutet es gibt hier extra Schulen für die Kinder, Supermärkte, Sportplätze soundso. Der Campus teilt sich daher in 3 Teile:
Residenzarea - von der schicken Prof Villa bis hin zur Platte für die niedrigeren AngestelltenHostelarea - hier stehen die WohnheimeScientificarea - die Institute
Da es vom Haupteingang bis zum Wohnheim ca. 3km sind fährt auch innerhalb des Campus ein Shuttlebus. Aber natürlich wartet man auch mal schnell ne halbe h auf den Bus. Besser ist es man nutzt ein Fahrrad. Ich habe ein uraltes gestellt bekommen. Nach zwei Tagen war eine Pedale abgebrochen, die konnte ich aber realtiv schnell für 30cent tauschen im "Fahrradladen" (Bilder mit indischen "Geschäften" folgen die Tage) lassen. Weitere 2 Tage später wars aber wieder vorbei --> Rahmen gebrochen (mal sehn was der Prof am Montag dazu sagt, es ist sein Fahrrad).
Wohnheim
Die Fenster stehen ja immer offen und dementsprechend laut ist es hier auch. Vor um 1 ist kaum an Schlafen zu denken. Nur der Sicherheitsmann unten am Eingang schläft immer ab um 10 und ihn interessiert es reichlich wenig was über ihm passiert.
Außerdem gibt es eine strikte Trennung zwischen Jungs und Mädels Wohnheim, inkl. Mess. Man darf nicht ins Mädelswohnheim bzw. Mess und umgedreht auch nicht so ohne weiteres. Das gilt ab um 10 sogar für Familienmitglieder und Besuch. Theoretisch muss man sich auch nach um 10 in ein Buch eintragen wenn man rausgeht, was ich mir aber verkneife.
MessEssen ist hier ein Erlebnis für sich. Dazu gibts im Moment auch noch keine Bilder, aber im Prinzip läuft es so ab: Man nimmt sich ein rundes Edelstahl-Tablett (ähnlich den Dingern mit dem bei uns Gläser serviert werden), dazu einen Edelstahl-Becher. Dann kann man sich Chiabati (Faldenbrote), Gurkenscheiben, Möhrenscheiben nehmen und sucht sich nen Platz. Auf dem Tisch stehen dann Eimer mit verschiedenem Curry o.ä. und große Schüsseln Reis. Dort bedient man sich, mischt alles gut auf seinem Tablett mit der RECHTEN Hand durch und isst das ganze dann mit der RECHTEN Hand. Wenn man mal nen Blick in die Küche wirft, sieht man, dass es sich um einen halb überdachten Hinterhof handelt an dessen Seiten auf Propangas gekocht und gebacken wird. Sehr abendteurlich. Das Essen ist scharf aber an sich lecker. Bisher aber völlig vegetarisch. Das Personal kennt mich dort auch schon beim Namen, da ich der einzige Weiße bin, der dort isst. Sowas fällt auf. Die anderen Austauschleute essen alle in einem Mensa-Neubau, der aber schlussendlich nicht viel besser ist.
SportAuf dem Campus kann man jeden erdenklichen Sport machen, ähnlich wie in DD muss man auch a bissel was zahlen. Ich hab mich beim freien Schwimmen angemeldet. Der Pool hat ne 50m Bahn und einen 7m Turm. Macht alles in allem nen guten Eindruck und für 6 euro im semester ist das auch in Ordnung. Außerdem gibts noch zig Sportplätze (vorallem Cricket und Fußball) ne Sporthalle, Tennisplatz, Badmintonplatz ....
Natur
Institut
So das wars erstmal. Achja kleine Ameisen hatten sich in meinem Laptop eingeniestet, aber die binsch wieder los :D
Nach dem Mittagessen genossen wir erstmal die Sonne am Strand und relaxten und schlussendlich gab es noch einen Kaffee auf einer der unzähligen Dachterassen mit Palmendach und Bambus (das hatte schon wirklich Karibik Flair). Es gibt ziemlich viele Franzosen dort und überhaupt laufen einem sehr viele Weiße über den Weg. Ist halt schon ein wenig Hippi-like und Gras gibts auch fast überall zukaufen :D
Am nächsten morgen habe ich mir für 60cent ein Fahrrad geliehen und bin ca. 14km die ECR (East Coast Road) nach Norden zur Crocodile Bank, einem Zuchtzentrum für gefärdete Krokodile, gefahren. Auf dem Weg dahin gabs natürlich wieder Tempel und auch das ein oder andere skurille (s.u.). Die Krokodilsfarm war auch ganz interessant. Ich habe noch nie soviel Bewegung in diesen Tieren gesehen, wie dort. In Dtl. liegen die immer nur faul rum. Das Highlight war natürlich die Fütterung von so nem 3m Teil.
Schlussendlich gings dann abends wieder mit einem anderen Bus zurück. Aber da ich nicht genau wusste wo ich raus muss und die Haltestellen selten beschriftet sind, habe ich meinen Ausstieg verpasst. Ich hatte dann den Inder neben mir gefragt und der meinte wir sind schon 10min vorbei, aber ich solle den Schaffner (ja in Indien fährt in jedem Bus, auch Stadtverkehr einer mit) fragen, der würde mir sicher helfen. Der Wollte von mir 50 Rs. Strafe haben (ca. 90cent). Als ich bettelte, dass ich mich ja nicht auskenne etc. hat er kurzer Hand den Bus angehalten und mich rausgeschmissen. Da war ich nun un keine Ahnung wo :D Also einen Rikschafahrer gefragt. Der wollte aber viel zu viel Geld haben. Und meinte dann nur: "Dann fahr doch halt Bus". Aber welchen nur? Das Bussystem habsch hier noch nicht geschnallt. Aber der Rikschafahrer nannte mir sogar eine Buslinie: 21L und die hat mich dann doch tatsächlich zum IIT gebracht.
Die meisten Internationalen hauen jetzt die Woche ab, da ja im Dez. Semesterferien hier sind. Daher war am vergangenen Wochenende nochmal gut was los. Wir waren in einem totalen Edelhotel essen gewesen und dann noch in einer anderen Edelhotel-Disco tanzen. Der Eintritt in die Disco, war dann auch gleich 16 Euro. Dafür gabs dann all incl. Aber feiern kann man hier eh nur 2-3h, denn in Indien machen die Läden alle spätestens 24Uhr dicht. Und das läuft dann wirklich so ab, das Punkt Mitternacht die Musik mitten im Lied abgedreht wird und das Licht angeschaltet wird. Lustig war's aber der Kopf tat ein wenig weh am nächsten Morgen ;)
So nun aber zu Chennai. Chennai (oder Madras) ist die 4. größte Stadt Indiens mit rund 7 Mio. Einwohnern und gleichzeitig die Hauptstadt des Bundesstaats Tamil Nadu. Hier spricht man kein Hindi, sondern Tamil. Aber die meisten Leute sprechen einen ganz widerlichen Mix aus Hindi, Tamil und Englisch. Aber irgendwie verständigen ist schon drin.
Die alten Gebäude konzentrieren sich auf George Town im Norden. Dort findet man die alte Hauptpost und das Gericht, so wie das alte Fort St. Georg. Alles aus Kolonialzeiten von den Briten errichtet. Außerdem besitzt Chennai den längsten Stadtstrand der Welt: Marina Beach. Leider ist der Strand aufgrund des nördlich liegenden Hafens und allg. indischer Umweltverschmutzung ziemlich dreckig. Aber am Wasser entlanglaufen geht super und man wird alle paar Meter angesprochen, wie es einem geht, wie man heißt, wo man herkommt, wie einem Indien gefällt. Und eigentlich wollen sie alle dir noch die Hand geben, um 1x einen Weißen angefasst zu haben.
Eine andere Tour führte mich zum weiter südlicher gelegenen Elliot's Beach. Der ist um einiges ruhiger und auch etwas sauberer. Auf dem Weg dorthin kommt man am Hauptsitz der Theosophical Society vorbei. Diese Gemeinschaft basiert auf der Annahme der Gleichheit aller Religionen. Aber ist wohl mehr eine Art des modernen Hinduismus. Auf jeden Fall haben sie einen wunderschönen ruhigen Park und eine Bibliothek in der man auch eine Ausgabe der Luther Bibel findet. Leider habe ich niemanden gefunden, der mir die Bibliothek aufschließt.Weiter führte der Weg am Strand entlang, durch ein ziemliches Slum hindurch (ähnlich dem unten), die wohl scheinbar über keinerlei Sanitäre einrichtungen verfügen und somit den Strand nutzen, zumal ja Wasser sofort "griffbereit" ist.Weiter nördlich kommt man zur Broken Bridge und wohl zum saubersten Strandabschnitt von Chennai. Zum Baden ist mir dort leider trotzdem nicht gewesen. Die Brücke verband den Marina Beach mit dem Elliot's Beach für Fußgänger, die durch den Adyar River getrennt sind. Aber ich vermute Sie wurde 2004 bei dem verheerenden Tsunami zerstört.
Was sich aber durch die ganze Stadt zieht und verdammt schockierend ist sind die Slums. Hier folgend einfach mal ein paar Bilder.
Aber nun zu Kanchi.
In Kanchi angekommen musste ich erstma wieder all die Rikschafahrer abschütteln und mich orientieren. Kanchipuram ist eines der Pilgerzentren Indiens und wird auch die "Stadt der 1000 Tempel" genannt. Man findet auch an jeder Ecke einen. Beeindruckend war der Ekambareshvara-Tempel mit seinem 60m hohen gopura (Eingangstor). Aber im Prinzip ist jeder Tempel ähnlich (zumindest für einen Nicht-Hindu) und ich war relativ schnell erschöpft vom Tempel anschauen. Als ich ein wenig abseits der Hauptstr. durch Wohnviertel lief, erlebte ich wieder mir schon vom Marina Beach bekannte Schauspiel. Kinder rennen hinter einem her, fassen einen an, sprechen einen an und so weiter. "Germany? Good country!" :D Aber ich wurde auch im vorbeigehen Zeuge einer Trauerfeier. Von weitem sah ich schon die Menschenmenge und als ich sie passierte erkannte ich einen Mann in Bunte Tücher gehüllt und z.T. mit Blumen bedeckt. Rundherum die trauernde Familie.
Nach ca. 5h in Kanchi hatte ich genug und bin zurück nach Chennai. Im Bus bekam ich einen Platz in der letzten Reihe und der Fahrer heizte wie eine angesenkte Sau. Auf den Straßen findet man öfter solche Schwellen, um die Leute zum Langsamfahren zu zwingen. Er ist da gnaden los drübergeheizt, was mir hin und wieder das Gefühl von Schwerelosigkeit bescherrte. Die Frau neben mit hielt ihr Kind auf dem Arm auch besonders gut fest, sonst hätte es wohl an der Decke geklebt. Man Bedenke: Die Buse haben keine Türen und auch im Gang standen Leute.
So genug getippt. Anbei noch ein paar Bilder.